Was kostet Klimaschutz?

Erklärungen und Quellen zu unseren Grafiken

Hier sind die Quellen und Berechnungen zu den verwendeten Grafiken mit jährlichen Einsparungen von CO2-Emissionen ab 2026 aufgeführt.

Insbesondere geht es um die von der Partei Die Grünen in ihrem Programm zur Bundestagswahl 2021 geplanten Maßnahmen von 2022 bis 2026 (4 Jahre = 1 Legislaturperiode).

Dies sind also die Maximalziele der Grünen, wenn sie an der Regierung beteiligt sind und alles perfekt läuft. Wir vergleichen dies mit einer Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke.


1. Einsparpotentiale 2026

Die Einsparpotentiale in Tonnen von CO2-Äquivalenten (tCO2ä) stammen größtenteils aus der BDI-Studie Klimapfade für Deutschland (2018).

Die Ziele aus der Studie sind allerdings für den Zeitraum 2015 bis 2050 berechnet (teilweise kürzer). Das heißt, die Einsparpotentiale müssen auf 4 Jahre heruntergerechnet werden.

  • KfW-40-Standard für Neubauten
    Alle Neubauten müssen laut grünem Wahlprogramm nach dem Effizienzhaus-Standard KfW 40 gebaut werden. 1,31 Mio tCO2ä für den Zeitraum 2030 bis 2050 aus der Studie, heruntergerechnet auf 4 Jahre, ergibt 0,3 Mio tCO2ä.
  • KfW-55-Sanierung 1,9 %/Jahr
    Die Sanierungsquote von Bestandsgebäuden auf KfW 55 bis KfW 70 muss laut grünem Wahlprogramm deutlich gesteigert werden. 14,8 Mio tCO2ä für den Zeitraum 2015 bis 2050 aus der Studie, heruntergerechnet auf 4 Jahre, ergibt 1,7 Mio tCO2ä.
  • Tempolimit 130 km/h
    Die Zahl 1,3 Mio tCO2ä für das Tempolimit auf Autobahnen stammt nicht aus der Studie, sondern vom Umweltbundesamt (2020).
  • Verbot von Inlandsflügen
    Die Zahl 2,0 Mio tCO2ä für die Gesamtemissionen nationaler Flüge stammt nicht aus der Studie, sondern von Eurostat (2018).
  • 2.000.000 Wärmepumpen
    2 Millionen Wärmepumpen sollen laut grünem Wahlprogramm bis einschließlich 2025 gebaut werden. 21,7 Mio tCO2ä für 10 Millionen Wärmepumpen aus der Studie (14 Millionen im 80-%-Szenario abzüglich 4 Millionen im Referenz-Szenario), heruntergerechnet auf 2 Millionen Wärmepumpen, ergibt 4,3 Mio tCO2ä.
  • 1.000.000 Solar-Dächer
    1 Million Dächer sollen laut grünem Wahlprogramm bis einschließlich 2025 mit Photovoltaik bedeckt werden. Die durchschnittliche Kapazität von neuen Solardächern in Deutschland beträgt laut Agentur für Erneuerbare Energien (2021) aktuell 30,2 kWp . Bei einem Kapazitätsfaktor von 10 % ergibt das eine Strommenge von 26.455.200.000 kWh pro Jahr ab 2026. Photovoltaik inklusive Erdgas-Backup emittiert 143 gCO2ä/kWh und ersetzt Braunkohlekraftwerke mit 1.100 gCO2ä/kWh, siehe Tech for Future (2021). Die eingesparte Menge an CO2-Emissionen beträgt also 25,3 Mio tCO2ä.
  • Windkraft plus 5 GW pro Jahr
    Laut grünem Wahlprogramm soll der Windkraftausbau an Land von 1,2 GWp netto in 2020 mehr als vervierfacht werden auf 5 GWp netto pro Jahr. Bei einem Kapazitätsfaktor von 25 % ergibt das nach 4 Jahren Ausbau eine Strommenge von 43.800.000.000 kWh pro Jahr ab 2026. Windkraft inklusive Erdgas-Backup emittiert 88 gCO2ä/kWh und ersetzt Braunkohlekraftwerke mit 1.100 gCO2ä/kWh, siehe Tech for Future (2021). Die eingesparte Menge an CO2-Emissionen beträgt also 44,3 Mio tCO2ä.
  • Laufzeitverlängerung 6 KKWs
    Die 6 noch verbleibenden deutschen Kernkraftwerke haben im Jahr 2020 laut AG Energiebilanzen (2021) zusammen 64.400.000.000 kWh klimafreundlichen Strom erzeugt. Kernkraft emittiert 12 gCO2ä/kWh und ersetzt Braunkohlekraftwerke mit 1.100 gCO2ä/kWh, siehe Tech for Future (2021). Die eingesparte Menge an CO2-Emissionen beträgt also 70,1 Mio tCO2ä.

2. Vermeidungskosten 2026

Die Vermeidungskosten in Euro pro Tonne CO2Äquivalente (€/tCO2ä) stammen größtenteils aus der BDI-Studie Klimapfade für Deutschland (2018). Die Studie betrachtet die Vermeidungskosten über 35 Jahre CO2-Einsparungen kumuliert und mit 2 % pro Jahr diskontiert.

Die Kosten aus der Studie sind allerdings für bestimmte Ausbauziele pro Jahr berechnet. Das Problem ist, dass viele Klimaschutzmaßnahmen teurer werden, je stärker sie konzentriert werden. Das sieht man in der Studie deutlich am Unterschied der gleichen Maßnahmen zwischen 80-%- und 95-%-Szenario.

Die Maximalziele der Grünen sind deutlich ambitionierter als in der Studie, z. B. mehr als doppelt so hoher Zubau bei Wärmepumpen, Windkraft und mehr als doppelt so hoch. Die tatsächlichen Vermeidungskosten der grünen Klimaschutzmaßnahmen sollten also noch höher sein, als hier angenommen wird.

  • KfW-40-Standard Neubauten
    Die Vermeidungskosten von 90,2 €/tCO2ä aus der Studie ändern sich nicht.
  • KfW-55-Sanierung 1,9 %/Jahr
    Die Sanierung von 1,9 % der Bestandsgebäude pro Jahr auf KfW-55- bis KfW-70-Standard entspricht Vermeidungskosten von 128,2 €/tCO2ä laut der Studie. Dies ist der Schnitt von 11,9 Mio. Tonnen zum Preis von 89,8 €/tCO2ä im 80-%-Szenario und 2,9 Mio. Tonnen zum Preis von 284,4 €/tCO2ä im 95-%-Szenario.
  • Tempolimit 130 km/h
    Die Kosten für die Einführung des Tempolimits werden mit 0 angenommen.
  • Verbot von Inlandsflügen
    Die Kosten für das Verbot von Inlandsflügen werden mit 0 angenommen.
  • 2.000.000 Wärmepumpen
    Der im grünen Wahlprogramm vorgeschlagene Zubau von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr wäre vermutlich deutlich teurer als der Zubau von 286.000 Wärmepumpen pro Jahr in der Studie. Trotzdem werden die Vermeidungskosten der Studie von 71,9 €/tCO2ä angenommen.
  • 1.000.000 Solar-Dächer
    Der im grünen Wahlprogramm vorgeschlagene Zubau von rund 7,5 GW Photovoltaik pro Jahr ist rund doppelt so hoch wie die 3,7 GW Photovoltaik pro Jahr aus dem 80-%-Szenario mit deutlich höheren Kosten. Trotzdem werden die Vermeidungskosten der Studie von 95,8 €/tCO2ä angenommen.
  • Windkraft plus 5 GW pro Jahr
    Der im grünen Wahlprogramm vorgeschlagene Zubau von rund 5,0 GW Windkraft an Land pro Jahr ist rund doppelt so hoch wie die 2,8 GW Windkraft an Land pro Jahr aus dem 80-%-Szenario mit deutlich höheren Kosten. Trotzdem werden die Vermeidungskosten der Studie von Wind an Land mit -5,1 €/tCO2ä angenommen.
  • Laufzeitverlängerung 6 KKWs
    Die Kosten einer Laufzeitverlängerung sind negativ, weil abbezahlte Kernkraftwerke mehr Geld einspielen als sie kosten. Die laufenden Kosten werden mit 3,7 Cents pro kWh angenommen wie im vergleichbaren KKW Gösgen (2016). Der Marktwert für Baseload am Terminmarkt liegt bei rund 7,0 Cents pro kWh laut Marktdaten EEX Futures (2021).
    Die 6 noch verbleibenden deutschen Kernkraftwerke haben im Jahr 2020 laut AG Energiebilanzen (2021) zusammen 64.400.000.000 kWh klimafreundlichen Strom erzeugt. Bei einem Ertrag von 3,3 Cents pro kWh sind das 2,125 Milliarden Euro Gewinn pro Jahr. Bei einer Diskontierung von 2 % über 35 Jahre macht das 55,3 € Milliarden Gewinn.
    Die Vermeidungskosten bei einem Einsparpotential von 70,1 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr mal 35 Jahre belaufen sich also auf -22,5 €/tCO2ä.

Wenn die jeweiligen Vermeidungskosten mit ihrem Anteil am gesamten Vermeidungspotential verrechnet werden, ergeben sich 34,47 €/tCO2ä Vermeidungskosten für alle Maßnahmen aus dem Wahlprogramm der Grünen zusammen.


3. Anzahl Windräder

Diese Grafik bezieht sich ebenso wie die anderen auf das Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2021 der Partei Die Grünen. Dort werden 1 Million Solardächer gefordert, siehe rechte Bildseite.

Es wird außerdem ein Ausbau von 5 GWp Wind an Land pro Jahr gefordert, also eine Vervierfachung von heute 1,2 GWp Nettozubau. Wie viele Windräder sind das? Anhand der Zubau-Zahlen von 2020 lässt sich das berechnen.

  • Der Bruttozubau 2020 lag bei 1,431 GWp.
  • Es wurden 420 Anlagen zugebaut.
  • Der Abbau lag bei 0,222 GWp.

Wenn man also 5 GWp pro Jahr zubauen will und wie in 2020 mit 2 GWp Rückbau rechnet, muss man tatsächlich 5,2 GWp zubauen.

Um 1,431 GWp zuzubauen, brauchte man 420 Windräder. Hochgerechnet auf 5,2 GWp sind das also 1.526 Windräder. Nach vier Jahren sind das also, wenn alles perfekt läuft, 6.104 Windräder. In der Grafik wird abgerundet auf 6.000 Windräder.

Wie oben schon berechnet wurde, sparen die 20 GW Windkraftzubau 44,3 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente und 1 Million Solardächer sparen 25,3 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Zusammen sind das 69,6 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr.

Die 6 Kernkraftwerke sparen 70,1 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr. Deshalb die Gleichsetzung in der Grafik.